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Hochsensibilität und Verletzlichkeit: Wenn Hochsensible verletzt sind…

Wenn Hochsensible verletzt sind, werden die damit einhergehenden Gefühle sehr intensiv und wirklich tief empfunden – es stellt für Betroffene also eine starke emotionale Belastung dar.

Weil es für Hochsensible keine Kleinigkeit ist verletzt zu werden, es für Außenstehende aber oft viel harmloser oder unbedeutender erscheint, kann Verletztheit bei Hochsensibilität außerdem zu einer echten zwischenmenschlichen Herausforderung werden und die Beziehung der verletzten Person und ihren Mitmenschen auf die Probe stellen.

Es bedarf daher Fingerspitzengefühl, gegenseitige Nachsicht und einer Menge Feingefühl im Umgang miteinander, wie auch mit sich selbst.

Sowohl wie du als hochsensible Person (engl. highly sensitive person – HSP), mit deiner Verletztheit umgehst, als auch wie der Umgang deiner Mitmenschen mit dir ist, kann den Verlauf der Situation enorm beeinflussen und ist entscheidend für Ausmaß und Dauer deiner emotionalen Verletzung.

Aber wie äußert es sich genau, wenn Hochsensible verletzt sind und wie reagierst du am besten darauf? Wie kannst du dich verhalten, wenn du verletzt wurdest und was kannst du als nicht-hochsensible Person tun, um auf dein Gegenüber einzugehen, ganz besonders wenn du selbst für die Verletzung verantwortlich bist?

Hier findest du einen kleinen Ratgeber, zu Ursachen, Erscheinungsformen und dem richtigen Umgang mit Verletztheit bei Hochsensibilität (engl. high sensitivity).

Was macht hochsensible Menschen so verletzlich?

Zu deiner Hochsensibilität gehört eine ausgeprägte Empfindsamkeit gegenüber Emotionen. Du fühlst und denkst von Natur aus sehr intensiv. Deine Gefühle sind stark, deine Gedankengänge tiefgründig.
Das bewirkt, das du allgemein offener und anfälliger für emotionale Angriffe und Verletztheit bist, als Menschen die weniger sensibel sind und das eine verletzende Situation viel mächtiger auf dich einwirkt, dich heftiger trifft und dir länger nachhängt.

Was für andere ein harmloser, unbedachter, flüchtiger Kommentar ist, etwas das jemand sagt, ohne groß darüber nachzudenken oder was für manche nur ein kleiner Seitenhieb ist, kann für Hochsensible schon deutliche emotionale Auswirkungen haben. Gesagtes wird sich zu Herzen genommen, einfach weil es mehr in der Gedanken- und Gefühlswelt auslöst.
Da du hochsensibel bist, nimmst du außerdem feinste Veränderungen in Gestik und Mimik deines Gegenübers wahr und lässt sie mit in deinen Gesamteindruck einfließen, du deutest und gewichtest sie. Subtile Gesten oder kritische Blicke können bereits zu merklichen emotionalen Verletzungen führen.

Aber nicht nur Kränkung verletzt Hochsensible besonders. Wenn Hochsensible verletzt sind, können auch Ursachen wie Kritik oder Zurückweisung dahinterstecken. Und auch wenn du das Gefühl hast, von deinem Gegenüber nicht verstanden zu werden, kann sich dies verletzend anfühlen. 
Hast du schon einmal so empfunden?
Warum das so ist, erfährst du im nächsten Abschnitt.
 

Good to know:
5 nicht ganz so offensichtliche Gründe für verletzte Gefühle bei Hochsensiblen

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Neben unbedachten Äußerungen und Kommentaren oder ganz offen ausgesprochenen Beleidigungen, können u.a. noch folgende, nicht ganz so offensichtliche Gründe, konkrete Auslöser dafür sein, dass sich Hochsensible verletzt fühlen:

  1. Kritik: Selbst konstruktive Kritik kann als persönlicher Angriff empfunden werden, da Hochsensible meist viel Herzblut in ihre Arbeiten stecken und sich mit ihren Werken identifizieren. Sie sind außerdem oft perfektionistisch veranlagt und wollen möglichst fehlerfrei in ihrem Handeln sein. Bei Kritik macht sich dann schnell das Gefühl breit, versagt zu haben oder nicht gut genug zu sein und das verunsichert.
  2. Abweisung oder Ablehnung: Sowohl in persönlichen Beziehungen als auch im beruflichen Umfeld, kann Zurückweisung zu Verletztheit führen, da Hochsensible oft tiefe emotionale Verbindungen zu ihrem Mitmenschen aufbauen.
  3. Ungerechtigkeit: Das Beobachten oder Erleben von Ungerechtigkeit oder unfairer Behandlung kann, bei Hochsensiblen, durch ihr empathisches Mitgefühl anderen gegenüber und durch ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, verletzend auf sie wirken.
  4. Mangelnde Empathie: Mangelnde oder gänzlich fehlende Empathie anderer Personen ihnen gegenüber, kann Hochsensible stark verletzen, da sie sich nicht verstanden und somit nicht akzeptiert fühlen.
  5. Emotionale Intensität: Situationen, die eine extrem hohe, emotionale Intensität aufweisen, wie etwa der Verlust eines geliebten Menschen, kann zu tiefer Verletztheit führen, denn Hochsensible fühlen, durch ihre ausgeprägte Empathie, zusätzlich zu ihrem eigenen Schmerz, auch den Schmerz anderer und durchleben ihn regelrecht. 

Wenn Hochsensible verletzt sind, aufgrund der hier genannten Gründe, solltest du besonders einfühlsam auf ihre Empfindungen eingehen und versuchen sie in der Bewältigung zu unterstützen.

Wie zeigt sich Verletztheit bei Hochsensibilität? 

Die verschiedenen Ausdrucksformen von Verletztheit bei Hochsensibilität zu erkennen und Ansätze zu finden beim Verarbeitungs- und Heilungsprozess unterstützend zu agieren, kann herausfordernd für involvierte nicht-hochsensible Personen sein. Selbst dem hochsensiblen Menschen selbst, fällt es typischerweise oft schwer mit der eigenen Verwundbarkeit umzugehen und diese für andere zugänglich zu machen. 

Wenn Hochsensible verletzt sind, geht dies aber oft mit körperlichen Symptomen einher, wie merklicher Erschöpfung oder Angstzuständen. Auch extremes Verhalten, z.B. ein totaler Rückzug oder heftige Reaktionen wie Wutausbrüche, sind eindeutige Anzeichen für tiefe Verletztheit.
Erfahre Näheres in den nächsten Abschnitten.

Erschöpfung 

Sich verletzt zu fühlen drückt die Stimmung und setzt das mentale Wohlbefinden herab, wodurch alles beschwerlicher wirkt. Außerdem drehen sich deine Gedanken immer wieder um den Schmerz, den Auslöser dafür und auch die Fragen nach dem Warum.
Warum tut es so weh, warum verletzt es mich so sehr, warum sieht mein Gegenüber nicht was er angerichtet hat, warum kann mir nicht egal sein was gesagt oder getan wurde? 

Dein Köper reagiert auf das Erlebte und Empfundene und dein Nervensystem läuft auf Hochtouren, das strengt an, kostet Kraft und wirkt somit erschöpfend. 

Außerdem musst du dich mit dem Geschehenen aktiv auseinandersetzen um es verarbeiten zu können. Darüber zu sprechen ist ein erster Ansatz der niemals ausbleiben sollte und die Basis legt, um etwas zu finden, das den Schmerz lindert. Aber Gefühle auszudrücken und Gedanken zu formulieren, das ist mühevoll und energieraubend.

Rückzug und Abkapselung

Wenn hochsensible Menschen verletzt sind, neigen sie dazu, sich abzukapseln und zurückzuziehen. Dies dient als Selbstschutz, um sich zunächst vor weiteren emotionalen Belastungen zu bewahren. Gleichzeitig gibt der Rückzug ihnen Zeit und Raum für Selbstreflexion und Selbstfürsorge. Das Geschehene zu überdenken und die eigenen Gefühle einzuordnen, sich auf sich selbst zu konzentrieren, sich zu beruhigen und durchzuatmen, haben dann erst einmal Priorität.

Meist sind hochsensible Menschen nach einer gewissen Zeit dann aber durchaus offen für Gespräche. Denn nur was geklärt ist, kann gedanklich ad acta gelegt werden und lässt dich innerlich zu Ruhe kommen.

Wenn sich Hochsensible jedoch komplett abgrenzen und jeglichen persönlichen Kontakt vermeiden, ist dies ein Schutzmechanismus, der anzeigt, dass sie keinen Erfolg (mehr) darin sehen die Situation zu klären, entweder weil die Verletzung zu tief geht oder aber, weil ihnen die Mühe der Kommunikation vertan erscheint, aufgrund vorangegangener heftiger Enttäuschungen. Die eigene Grenze ist erreicht!

Angstzustände

Wenn sich Hochsensible verletzt fühlen, kann dies ihr Selbstwertgefühl herabsetzen, da sie sich selbst schnell in Frage stellen. Sie denken leicht, dass sie nicht gut genug sind oder falsch, so wie sie sind und dies kann zu einem anhaltenden Zustand der Angst vor Ablehnung und Verurteilung führen.

Auch die Möglichkeit erneut verletzt zu werden, kann Angst auslösen, denn die Gefahr besteht immer und dessen sind sich Hochsensible deutlich bewusst. Sie speichern sehr genau ab, was oder wer eine Verletzung bei ihnen bewirkt hat und was dann an Emotionen auf sie niedergeprasselt ist, welche Mühe es sie in der Verarbeitung gekostet hat und wie langanhaltend es ihnen im Nachhinein noch durch den Kopf gegangen ist. Sie wissen wie präsent es einfach sein wird, sollte es ihnen erneut widerfahren.

Überkompensation und Aktionismus

Seelischer Schmerz in tiefgehender Form, kann sich anfühlen wie ohnmächtig zu sein. Die Verletzung, die dir zugefügt wurde, kam von jemandem oder etwas anderem als dir selbst und du hattest keine Kontrolle darüber. Es wurde einfach mit dir gemacht und die Empfindungen, die daraus resultieren, fallen ungefragt über dich her, mit einer Mächtigkeit die du nicht regulieren kannst. Du nimmst nur passiv teil.

Hochsensible neigen dann dazu, durch aktives Handeln, das Ohnmachtsgefühl zu kompensieren. Hauptsache etwas tun, selbst bestimmt und unter eigener Kontrolle. Das kann derart fokussiert ausgeführt werden, dass es zu einer Überkompensation umschlägt oder in Aktionismus gipfelt.

Aggressivität und Wut

Es kann vorkommen, dass hochsensible Menschen aggressiv auf ihre Verletzung reagieren. Sie sind wütend, dass sie ihnen zugefügt wurde und der damit einhergehende Schmerz fühlt sich für sie übermächtig an. Es ist ein extremer Reiz für sie, der eine gleichermaßen extreme Reaktion bewirkt, z.B. einen Wutausbruch.

Aggressivität und Wutanfälle signalisieren also tiefgehenden Schmerz, wenn sie als Reaktion auf Verletztheit auftreten. Daher hilft es, wenn Außenstehende, nicht das Verhalten selbst adressieren, sondern die zugrunde liegenden emotionalen Belastungen beleuchten und möglichst auf die akuten Bedürfnisse eingehen.

Es muss außerdem unbedingt vermieden werden, dass eine Verletzung in gleicher Form immer und immer wieder auftritt bzw. zugefügt wird, weil viele HSP sonst bereits bei den ersten Anzeichen zu einer heftigen Reaktion neigen.
Es schrillen förmlich alle Alarmglocken, denn sie wissen aus vorangegangenen ähnlichen Situationen noch sehr gut, was in ihnen abläuft, wenn sie verletzt werden, welche Gefühlswelle dann auf sie zurollt, welche Gedankenkreisel sie bewältigen müssen und wie mühevoll es wird, das Ganze zu verarbeiten.
Sie stellen sich also mit aller Macht dagegen, bevor es überhaupt passiert, um sich davor zu schützen und reagieren dadurch vorzeitig energisch oder aggressiv gegenüber dem Verursacher oder einer verursachenden Situation.

Was ist entscheidend, wenn Hochsensible verletzt sind?

Dass deine Mitmenschen auf dich eingehen und dabei deinen Charakter und dein Wesen berücksichtigen, offen sind für deine Gefühlswelt und deine Verletzlichkeit und entsprechend führsorglich mit dir umgehen, dass ist es, was dich in deiner Hochsensibilität unterstützen kann.

Aber auch du selbst solltest unbedingt nachsichtig mit dir umgehen, dich selbst nicht verurteilen für deine Empfindungen, dich nicht mit anderen vergleichen und schon gar nicht selbst abwerten, dafür wie du bist und reagierst. Wenn du dich verletzt fühlst, ist das angemessen und vollkommen in Ordnung, denn es sind DEINE Gefühle. 

Was du tun kannst, wenn du einen hochsensiblen Menschen verletzt hast:

Wenn du einen hochsensiblen Menschen verletzt hast, aber vielleicht gar nicht weißt warum, kannst du folgendes tun, um deinen „guten Willen“ zu zeigen. Meist braucht es nämlich gar nicht mehr, als zu vermitteln, dass du dich kümmern willst und dich bemühst zu verstehen. 
Verständnis zu zeigen oder auch nur „verstehen zu wollen“, entschärft die Situation meist schon, gibt Raum zum Durchatmen und legt den Grundstein für eine gemeinsame Bewältigung.

Suche das Gespräch

Gehe aktiv auf dein Gegenüber zu und frage ganz offen, nach den Gedanken und Gefühlen. Lasse dir erklären, was an deinem Verhalten oder an dem was du Gesagt hast, für die Verletzung gesorgt hat, möglichst ohne dich dabei angegriffen zu fühlen. Meist handelt es sich gar nicht um eine Anklage oder einen Vorwurf, der an dich formuliert wird, sondern es wird lediglich versucht zu beschreiben was genau der Auslöser war. Oft wird dies auch erst im Laufe des Gespräches deutlich, also bleibe geduldig und aufmerksam. Versuche generell ruhig und gelassen zu bleiben, egal wie emotional die Situation auch sein mag, denn das wirkt beruhigend.

Urteile und Verurteile nicht

Sei möglichst offen für die Empfindungen und Gedankengänge deines Gegenübers, egal ob du sie nachempfinden kannst oder nicht. Urteile nicht über die emotionale Verletzung oder die Verletzlichkeit an sich und verurteile niemals das daraus resultierende Verhalten. Wenn Hochsensible verletzt sind, ist ihnen durchaus bewusst, dass ihre Reaktion darauf für Außenstehende übertrieben erscheint oder befremdlich ist und sie richten daher meist schon selbst sehr streng über sich.

Sei offen für Andersartigkeit

Dein Verhalten oder etwas Gesagtes von dir, hat einen anderen Menschen getroffen, egal ob du es verletzend gemeint hast, oder es selbst so empfunden hättest, wäre es dir entgegengebracht worden – das sollte dir bewusst sein und nicht abgestritten werden.

Frage nach den verletzten Gefühlen und höre dann zu, höre wirklich hin und versuche das Geäußerte erst einmal wertfrei aufzunehmen. Gib dann eine Rückmeldung zu dem Gesagten, um deinem Gegenüber zu signalisieren, dass er gehört wurde. Sag dabei aber ruhig frei heraus, ob du es nachvollziehen oder verstehen kannst und äußere auch deine Sichtweise. So kann ein offenes Gespräch auf Augenhöhe geführt werden, bei dem beide Seiten berücksichtigt werden.

Ob du nun die Gefühle und Gedanken der hochsensiblen Person, die du verletzt hast, vollends nachvollziehen kannst ist zweitrangig, wichtig ist nur, dass du offen dafür bist, wie diese Person es empfunden hat. Sie hat es nun mal anders empfunden als du oder du siehst erst nach einem klärenden Gespräch, was du ausgelöst hast und warum – das ist vollkommen okay so. Du solltest nur dafür Sorge tragen, dass es nicht erneut vorkommt.
Auch eine ehrliche Entschuldigung heilt meist die Wunden schon ein Stück weit.

Sitze es nicht aus

Wenn Hochsensible verletzt sind, ist es das Allerwichtigste es nicht zu ignorieren, denn die Verletztheit geht nicht einfach so wieder weg und diese Art von Wunden heilt auch die sprichwörtliche Zeit nicht. Es lässt sich nicht aussitzen.

Was viele hochsensible Menschen als große Hilfe empfinden ist, sich den Gefühlen und Empfindungen gemeinsam mit einem vertrauten Menschen zu stellen, darüber zu sprechen was schmerzt. Sei da, sei offen, sei verständnisvoll und zeige dies auch. Du musst es nicht verstehen, du musst es nur annehmen – nimm die hochsensible Person mit all ihren Emotionen wahrhaftig an und gib ihr so das Gefühl von Sicherheit und Verständnis – das wirkt wie Balsam.

Was du als hochsensible Person (HSP) selbst tun kannst, wenn du verletzt wurdest:

Es kann sein, dass es dir schwer fällt zu ergründen, wodurch oder warum genau du dich verletzt fühlst. Zumindest ist es nicht ungewöhnlich, wenn es dir nicht auf Anhieb gelingt, denn dein emotionales Empfinden zu der Sache ist anfangs noch voll im Gange und ein entsprechendes Durcheinander herrscht in deinem Inneren – ein regelrechtes Gefühlschaos mitunter.
Das Erlebte gilt es erst einmal zu sortieren und einzuordnen und das funktioniert nur mit einem klaren Kopf. Verlange also nicht zu viel von dir und gib dir erst einmal Zeit, dich zu beruhigen und zu sammeln.

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Ferner bedarf es festem Willen, einer Menge Mut und nicht zuletzt einiges an Übung, die Ursachen für das eigene Fühlen zu erforschen. Kritisch auf sich selbst zu blicken und vor allem in sich hinein und dabei wirklich ganz genau hinzuschauen, das ist alles andere als leicht.

Sich selbst zu verstehen und anzunehmen, so wie man ist, dass eigene ICH zu akzeptieren, zu respektieren und damit zu arbeiten, diese Fähigkeiten müssen sich erst entwickeln.

Die folgenden grundlegenden Ansätze können dir aber dabei helfen, mit deiner Verletztheit umzugehen und sie auch nach außen sichtbar zu machen:

Kränkung kommunizieren!

Wenn dich jemand verletzt hat, rede darüber, versuche dein Empfinden in Worte zu fassen, benenne deine Gefühle, teile deine Gedanken mit. Dabei kommt es nicht auf die genaue Formulierung an und es muss auch nicht strukturiert sein, rede einfach frei heraus, sodass es für dein Gegenüber greifbar wird. Sprich aus was dich getroffen hat und vielleicht gelingt es dir dann auch zu beschreiben warum. Kommunikation ist der Schlüssel zur Bewältigung und eine Möglichkeit auf Verständnis und Einsicht zu treffen. Vergewissere dich aber, dass dein Gesprächspartner offen für das Gespräch ist und dich verstehen WILL. Alles Reden hilft nicht, wenn es auf taube Ohren trifft.

Die Perspektive wechseln!

So wie du eine Situation aufgenommen hast, dass was das dir Entgegengebrachte in dir bewirkt hat, die Gefühle die ausgelöst wurden, das alles ist echt. Und es ist auch in seiner Intensität so stark, wie du es empfindest.
Jedoch ist möglicherweise das was dich verletzt hat, anders als es scheint. Etwas Gesagtes ist möglicherweise gar nicht so gemeint gewesen, wie es bei dir angekommen ist oder ein Verhalten hat andere Gründe als du denkst und ist vielleicht gar nicht auf dich persönlich bezogen. Frage am besten nach!

Du bist ein hochsensibler Mensch, dir fällt es meist ohnehin leicht, die Gefühle und Beweggründe anderer nachzuvollziehen – mache es dir zu Nutze, um dich in dein Gegenüber hineinzuversetzen, wechsle einmal die Perspektive. Du wirst die Situation danach eventuell anders einschätzen.

Klare Grenzen setzen!

Wenn Gespräche und Perspektivwechsel nicht weiterhelfen, dann setzte klare Grenzen um dich möglichst davor zu schützen erneut, auf die gleiche Weise, verletzt zu werden. Formuliere klar und deutlich „bis hierher und nicht weiter“ und entziehe dich einer derartigen Situation zukünftig. Konflikte müssen nicht immer ausgetragen werden, wenn sie dir mehr Aufruhr als Ruhe bringen.

Du wirst dich unverstanden fühlen, wenn die Situation ungeklärt bleibt und es kann sein das dieser Umstand deine Verletztheit noch etwas verstärkt, ABER manchmal ist es heilsamer auf diese Weise loszulassen, denn du gewinnst dadurch Abstand. Nicht jeder ist die Mühe eines ehrlichen und offenen Gespräches wert, nicht jeder weiß sie zu schätzen und nicht jede Perspektive ist gerechtfertigt und muss schon gar nicht zu deiner werden.

Du kannst durch Selbstliebe entscheiden, deine Kraft für dich selbst einzusetzen, anstatt für die Ursache oder den Auslöser deiner Verletztheit. Kümmere dich um dich, tue dir etwas Gutes und du wirst bemerken, du kannst dich selbst trösten und wieder aufbauen. Fange dich selbst auf, denn auf dich ist immer Verlass.  

Fazit: Verletzlichkeit annehmen und sensibel damit umgehen

Wenn Hochsensible verletzt sind, dann braucht es sensible Menschen…auf beiden Seiten.

Denn das highly sensitive persons (HSPS) besonders verletzlich veranlagt sind, aufgrund ihrer allgemein stark erhöhten Empfindsamkeit gegenüber Emotionen ist ja schön und gut aber welchen Verlauf eine akute Verletztheit nimmt, wie sehr die hochsensible Person darunter leitet und wie lange, dass hängt ganz vom Verhalten aller involvierten Personen ab und von dem Umgang miteinander und mit sich selbst.

Es ist im Grunde ganz einfach: Wenn die eine Seite sehr sensible ist, sollte die andere Seite sehr sensibel darauf eingehen. Und wer sensibel ist, der sollte auch sensibel zu sich selbst sein.

Der richtige Umgang mit der verletzlichen Seite eines Menschen, bedarf im Allgemeinen schon ein sehr rücksichtsvolles Vorgehen, beim Thema Hochsensibilität, sollte es aber eben noch ein Stückchen einfühlsamer zugehen.

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Antrieb und Motivation dafür sind gegenseitiges Mitgefühl und Zuneigung. Nach außen, ist es ein respektvoller Umgang, aber nach innen, ist es das gegenseitige Annehmen, der jeweils anderen Person, so wie sie ist.
Eine hohe Kunst, die es aber unbedingt zu erlernen gilt, denn ist es nicht das, worum es geht?

Menschen sind menschlich, sie verletzen und werden verletzt, sie reagieren impulsiv und manchmal ohne nachzudenken, oft sind Wörter schneller gesagt als gedacht, oft kommt Gesagtes anders rüber als gemeint.
ABER es bleibt immer die Möglichkeit, es wieder gut zu machen, sich zu entschuldigen, daraus zu lernen, daran zu wachsen und es zukünftig besser zu machen.
Jede Narbe die uns zugefügt wird und jede die wir hinterlassen, macht uns zu dem Menschen, der wir sind und zeigt uns was wir zukünftig erhalten und was wir geben wollen.

Häufig gestellte Fragen zum Thema „Hochsensibilität“:

Hast du noch offene Fragen? Schau dich gerne in diesem kompakten Frage/Antwort-Bereich um. Wenn du einen Kommentar zu diesem Artikel schreiben möchtest scrolle weiter nach unten.

Können Hochsensible verzeihen?

Ja, Hochsensible können sehr gut verzeihen, doch durch die tiefgehende Verarbeitung ihrer Gefühle, kann es sein, dass der Prozess der Vergebung langsamer abläuft. Hochsensible brauchen also oft etwas mehr Zeit, bevor sie verzeihen können. Manchmal warten sie auch erst eine Weile ab, um zu sehen, ob sie nicht durch die gleiche Person oder das gleiche Verhalten erneut verletzt werden.

Können Hochsensible aggressiv werden?

Ja, die meisten Hochsensiblen können in bestimmten Situationen Aggressivität zeigen, etwa wenn sie überreizt oder überfordert sind. Durch ihre Empfindsamkeit nehmen sie ihr gesamtes Umfeld ununterbrochen und besonders intensiv wahr, was zu emotionalen Überreaktionen führen und Aggressivität als eine Art Abwehrreaktion entstehen lassen kann.

Was Hochsensible nicht tun dürfen?

HSP sollten sich nicht selbst vernachlässigen, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen. Du solltest dich nicht dazu zwingen „immer weiter“ zu machen, ohne angemessene Ruhepausen zur Regeneration einzulegen.

Was Hochsensible zerbricht?

Hochsensible Menschen können stark belastet werden, wenn es an Rückzugsmöglichkeiten und Auszeiten mangelt und sie gleichzeitig durchgehend Sinnesreize und Emotionen aufnehmen (Reizüberflutung). Auch das Fehlen von Verständnis für ihre Sensibilität kann sehr belastend sein. Wenn Hochsensible verletzt sind, kann dies außerdem zu ausgeprägten emotionalen Erschöpfungszuständen führen, besonders wenn die Situation anhaltend ungeklärt bleibt.

Über die Autorin:

  • Steffi

    Steffi ist Life Coach in den Bereichen Selbstfürsorge, Mindset und Hochsensibilität. Mit ihrem online Magazin informiert sie über körperliches und mentales Wohlbefinden und gibt Tipps für ein rundum ausgeglichenes Leben.

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